Jan 30, 2023 Marcus Paula 261times

Das BSZ gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus

Ein gemeinsam gesungenes hebräisches Lied beendete die Gedenkstunde in der Synagoge Ein gemeinsam gesungenes hebräisches Lied beendete die Gedenkstunde in der Synagoge

Das Berufliche Schulzentrum Hechingen (BSZ) gedachte am 27. Januar, dem Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus, in Kooperation mit der Initiative Hechinger Synagoge der Opfer des Nationalsozialismus.

Am 27. Januar 1944 wurde das Konzentrationslager Auschwitz von der vorrückenden Roten Armee befreit. Seit 1996 wird an diesem Tag in Deutschland der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Bereits seit mehreren Jahren kooperiert die Alice-Salomon-Schule beziehungsweise das BSZ mit dem Hechinger Synagogenverein, um mitzuhelfen, die Erinnerung an den Holocaust auch lokal zu verankern.

Prof. Dr. theol. Reinhold Boschki

Musikalisch umrahmt wurde die Gedenkstunde von Charlize Daut am Flügel und Bläsern des Schulorchesters unter Leitung von Simon Riehle. Zu Beginn der Gedenkstunde in der Synagoge betonten die ehemalige Schülerin Linda Sum und die stellvertretende Schulleiterin Leonie Schneider-Loye, wie wichtig und wertvoll diese Kooperation zwischen Schule und Synagogenverein ist. Frau Schneider-Loye erinnerte an die elf Hechinger Jüdinnen und Juden, die am 27. November 1941 ihre Heimatstadt in Richtung Riga verlassen mussten. Die Nationalsozialisten hatten diesen Mitbürgerinnen und Mitbürgern Nummern zugeteilt, auch um sie zu entmenschlichen. Ziel eines Gedenkens müsse sein, mit Empathie diese Entmenschlichung zu durchbrechen, so Frau Schneider-Loye. Genau dies war auch die Intention ihres Ethik-Kurses. Bereits im Schuljahr 2021-22 nahmen Schülerinnen und Schüler einen Film auf, der sich mit der Deportation der elf Hechinger Jüdinnen und Juden auseinandersetzt. Wegen Corona kam er erst jetzt erstmals zur Aufführung. Der Historiker Benedict von Bremen führte zu Beginn des Films in die Thematik ein. Anschließend wurde in beklemmenden Bildern die Deportation aus der Hechinger Oberstadt in Richtung Bahnhof gezeigt. Keiner dieser elf Jüdinnen und Juden überlebte den Holocaust.

Der Wochentag im KZ Auschitz - eine Zeichnung eines Jugendlichen, der das KZ überlebte und die in der Ausstellung Sterne ohne Himmel zu sehen ist

Nach dem Film lasen die Schülerinnen Emely Rhode und Emma Lou Vasiliadis aus Elie Wiesels „Die Nacht – Erinnerung und Zeugnis“, in dem er unter anderem von der Selektion auf der Rampe von Auschwitz erzählt. Der Religionspädagoge Prof. Dr. theol. Reinhold Boschki, der den späteren Friedensnobelpreisträger Wiesel persönlich kannte und mit ihm zusammengearbeitet hat, erinnerte anschließend an Wiesel als einen Kämpfer für Menschenrechte und Botschafter der Menschenwürde. „Sein Ziel war, dass das, was dem jüdischen Volk passiert ist, keinem anderen Volk mehr passieren soll“, führte Professor Boschki aus. Er war voll des Lobes für den Film des Ethik-Kurses, denn die Schülerinnen und Schüler sie hätten ganz im Sinne Wiesels gehandelt. Wiesels Credo sei „Dont loose your passion!“ gewesen: „Treten Sie weiterhin für das Leben und die Menschenwürde ein, stemmen Sie sich gegen Gleichgültigkeit“, appellierte Professor Boschki an die Schülerinnen und Schüler.

Im Mittelpunkt der Gedenkstunde stand der von Schülerinnen und Schülern gedredte Film über die Deportation der elf Hechinger Jüdinnen und Juden am 27.11.1944

Dem entsprechend ist es für die Schulgemeinschaft des BSZ selbstverständlich, die Erinnerung an den Holocaust aufrechtzuerhalten. So etwa mit der Ausstellung „Sterne ohne Himmel: Kinder im Holocaust“, die bis zum 15. Februar im oberen Gebäude des BSZ gezeigt wird. Die Ausstellung wurde von der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem konzipiert. 19 Plakate thematisieren die enormen familiären Umwälzungen, die die jüdische Gemeinschaft während des Holocausts durchmachten. Anhand von Zeichnungen, Gedichten, Briefen und Spielsachen, die in dieser Ausstellung gezeigt werden, wird die einzigartige Fähigkeit der Kinder gezeigt, an der Macht des Lebens festzuhalten und der sie umgebenden Realität mit Kreativität, Phantasie und Optimismus zu begegnen. Die Ausstellung kann auch von der Öffentlichkeit an Schultagen noch bis zum 15. Februar zwischen 8.00 und 12.00 Uhr und 14.00 bis 16.00 Uhr besucht werden, Anmeldung im Sekretariat Schlossackerstraße 82 erforderlich.

Musikerinnen und Musiker des Schulorchesters