Wer am 29. September, dem Tag des Flüchtlings, die Tagesschau verfolgte, sah gleich zu Beginn im Zusammenhang mit der zurzeit hohen Anzahl an Flüchtlingen Bilder aus einem Burladinger Textilunternehmen: Zu sehen war dabei Alhassane Cissé, der als Musterbeispiel für gelungene Integration durch Arbeit präsentiert wurde.
Nachdem die Zahl der Flüchtlinge nach 2016 rückläufig war, kamen und kommen bedingt durch den russischen Angriffskrieg immer mehr Schutzsuchende nach Deutschland. Auch über die Balkanroute und das Mittelmeer erreichen wieder mehr Flüchtlinge Deutschland. Bundesweit wurde im Zusammenhang mit der Unterbringung Geflüchteter über die Bürgerversammlung in Killer berichtet, auf der gegen ein Wohnheim für 40 Geflüchtete protestiert wurde.
Die Tagesschau-Redakteurin Diana Hörger interessierte sich daraufhin angesichts des Tags des Flüchtlings, wie der hiesige AK Asyl die Problemlage in Killer beurteilt. Befeuert wurde die Diskussion um die Integration Geflüchteter zusätzlich durch die Forderung des Städte- und Gemeindebundes, diesen eine schnellere Arbeitserlaubnis zu ermöglichen. Karin Bulach vom AK Asyl kam dabei auf die Idee, ein Burladinger-Killemer Beispiel für positive Integration vorzustellen: Alhassane Cissé aus Guinea, der einen beeindruckenden Weg zurückgelegt hat. Einen Weg, wie ihn viele Flüchtlinge, die 2015/16 nach Deutschland kamen, geschafft haben.
Herr Cissé startete 2016 seine Karriere in der Kaufmännischen Schule Hechingen, um schon zwei Jahre später seine Lehre als Produktionsmechaniker bei Trigema zu beginnen. Die Ausbildung schloss er mit einem Schnitt von 1,8 ab. Er hat einen unbefristeten Arbeitsvertrag als Maschinenführer in der Strickerei, bildet sich seit September letzten Jahres zum Industriemeister weiter und wohnt selbst in Killer. Bei Trigema ist man voll des Lobes für Herrn Cissé, da er sich bestens in die Betriebsfamilie integriert habe.
„Man kann hier sehr viel erreichen. In der Schule konnte ich ein gutes Fundament für die Ausbildung legen“, blickt Cissé zurück. Dank großem eigenem Engagement sowie Hilfe durch Lehrkräfte und Betreuer vom Haus Nazareth klappte es mit dem Deutschlernen, der Berufsfindung und damit der Integration.
Und wie beurteilt er die Debatte um die Flüchtlingsunterkunft in Killer? Er selbst habe die Diskussion nur am Rande verfolgt, da er meistens am Arbeiten sei. „Die Leute haben unbegründet Angst vor dem Unbekannten. Sie sollten sehen, dass Flüchtlinge sich meist möglichst schnell integrieren und arbeiten wollen. „Statt vorschnell über Flüchtlinge zu urteilen, sollte man aufeinander zugehen“, so Cissé. Er hoffe nur, dass sich die Stimmung nicht weiter aufheize und man wieder mehr miteinander statt übereinander rede.