Seit September dieses Jahres gibt es am Beruflichen Schulzentrum Hechingen (BSZ) eine Klasse, die 22 Schülerinnen und Schüler aus drei verschiedenen Nationen zu Pflegefachkräften ausbildet. 20 dieser Schülerinnen und Schüler kommen aus Myanmar und wurden dieses Jahr von BeneVit rekrutiert. „Uns liegt diese Klasse besonders am Herzen. Daher war es uns ein großes Anliegen, allen zu danken, die dazu beitragen, dass man die neue Klasse bereits jetzt schon als Glücksfall für die Region bezeichnen kann“, begrüßte BSZ-Schulleiter Arndt Bayer die Azubis und deren Ausbilderinnen aus Burladingen, Onstmettingen, Hettingen, Mössingen, Rottenburg und Tübingen. Zu Gast am BSZ waren außerdem Benevit-Gründer Kaspar Pfister, der Burladinger Bürgermeister Davide Licht, die Hechinger Erste Beigeordnete Dorothee Müllges, der Mössinger Oberbürgermeister Michael Bulander sowie für den Zollernalbkreis Schuldezernent Karl Wolf und Landrat Günther-Martin Pauli.
Doch eigentlich hätte es den Termin am BSZ-Neubau am Schlossberg gar nicht geben sollen, denn geplant hatte es die BeneVit-Gruppe eigentlich ganz anders. Nach guten Erfahrungen mit Auszubildenden aus Myanmar, wollte BeneVit in Onstmettingen eine Pflegeschule bauen, in der vor allem Azubis aus Myanmar ausgebildet werden sollten. Aber nachdem die AfD bei der Bundestagswahl sehr viele Stimmen aus dem Albstadter Stadtteil erhalten hatte, entschied man sich bei BeneVit doch noch gegen den Bau.
Und dann kam ein Anruf aus Hechingen. Das BSZ bot an, die Klasse zu unterrichten und wusste dank seiner eigenen Pflegeschule und seiner großen Erfahrung im Unterrichten von Deutsch als Zweitsprache schnell zu überzeugen. „Es waren und es sind nach wie vor viele Detailfragen zu klären, aber um es im Schülersprech zu sagen: ‚Machen ist wie Wollen, nur krasser‘“, verdeutlichte Bayer, wie gerne man sich am BSZ der neuen Aufgabe annimmt.
Auch der Schuldezernent des Zollernalbkreises Karl Wolf betonte, wie bereitwillig sich auch der Kreis der neuen Herausforderung stellt. „Als Kreis möchten wir jungen Menschen ermöglichen, ihren Traumberuf zu realisieren. Gleichzeitig versuchen wir aber auch den Bedarf nach Fachkräften abzudecken. Leider sind beide Ziele nicht immer deckungsgleich, mittlerweile auch im Bereich Pflege nicht. Uns ist es ein großes Anliegen, mit guten Rahmenbedingungen dazu beizutragen, guten Unterricht und die Integration neuer Fachkräfte zu ermöglichen“, begrüßte Wolf die Einrichtung der neuen Klasse.
Kaspar Pfister blickte zu Beginn seiner Begrüßung auf die Gründung von BeneVit vor 25 Jahren zurück. „Als wir angefangen haben, war die Finanzierung die größte Herausforderung, das Finden geeigneten Personals war dagegen fast ein Selbstläufer. Heute ist es umgekehrt“, meinte Pfister. Von etwa 2000 Mitarbeitern haben bei BeneVit mittlerweile rund 30 Prozent, also rund 600 Mitarbeiter keinen deutschen Pass. An die 70 Nationalitäten verdeutlichen, wie international Pflege geworden sei. Ein weiterer Baustein, in einer immer älter werdenden Gesellschaft auch in Zukunft die Ausbildungsbesetzung zu gewährleisten, sei die neue Klasse am BSZ. In der kompletten BeneVit Gruppe befinden sich rund 170 Azubis. Die Gewinnung und Organisation ausländischer Azubis ist aufwändig und kostenintensiv. Rund 200.000 € hat BeneVit für diese Lösung investiert. Dazu gehören auch Deutschkurse im Herkunftsland, wodurch die angehenden Azubis schon mit ordentlichen Deutschkenntnissen starten. Am BSZ werden diese nun weiter ausgebaut und natürlich auch pflegerische Inhalte vermittelt. Pfister bedankte sich herzlich bei den Azubis, den großen Schritt in ein neues Land gewagt zu haben: „Sie sind hergekommen, um bei uns eine neue Heimat zu finden. Vielen Dank dafür!“, so Pfister.
Nach den Begrüßungen genossen die Azubis, die Gäste sowie die Lehrkräfte der Klasse das Mittagessen, das Auszubildende der Gastronomie unter Anleitung von Norbert Boos und Bettina Kurz zubereiteten und servierten. Bei diesem berichtete Hsu Nandar Htet, wie gut ihr Deutschland und die Ausbildung gefallen. „Besonders begeistert mich die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Auch die tollen Zukunftsperspektiven finde ich super“, so Nandar Htet. Sie vermisse bis auf das gewohnte Essen bisher eigentlich nichts, selbst die Familie fehle ihr nach erst zwei Monaten in Deutschland eigentlich kaum. Nur mit der Sprache, speziell dem Schwäbischen tue sie sich noch schwer. Allerdings habe sie immerhin schon „Käpsele“, „Jetzetle“ und „Muggeseggele“ drauf. Auch Aye Chan Paing Oo sieht sich bestens in Deutschland angekommen: „Dass wir hier sind, ist doch wirklich eine Win-Win-Situation: Deutschland bekommt neue Pflegekräfte und wir ein besseres Leben als in Myanmar“, so Chan Paing Oo.
Abschließend führten die Azubis die Gäste durch ihre neue Schule und präsentierten sich, ihr Ankommen in der Schule und ihre Lerninhalte. Dabei wurde nicht nur deutlich, wie gut die Azubis schon Deutsch können, sondern vor allem mit was für einer großen Herzlichkeit und Begeisterung sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse ihrer neuen Aufgabe annehmen. Die Myanmar-Klasse am BSZ – ein echter Glücksfall, der auch die nächsten Jahre mit weiteren Klassen fortgesetzt werden wird.

































